Die Faszination am Schachspiel, am Wettkampf des Geistes, begleitet die Menschen seit Jahrhunderten. In Stefan Zweigs Novelle wird das Schachspiel zur Überlebensstrategie. Auf einem Schiff, das 1940 den Atlantik überquert, treffen sowohl österreichische Emigranten als auch Schachwütige aufeinander: der Schachweltmeister Mirko Czentovic, der sein Talent vor allem zum Geldverdienen einsetzt, und der wohlhabende McConnor, der es sich in den Kopf setzt, gegen Czentovic anzutreten und zu gewinnen. Wenig überraschend verliert er Runde um Runde, bis Dr. B., ein geheimnisvoller Fremder, unterstützend einschreitet und McConnor zum Sieg verhilft. Es stellt sich heraus, dass Dr. B. von den Nazis gefangengenommen und in Isolationshaft schwer misshandelt wurde. Einzig ein Buch mit berühmten Schachpartien, die er Tag für Tag akribisch auswendig lernte, konnte ihm helfen, die Haft zu ertragen …
Stefan Zweig, der selbst nach Südamerika flüchten musste, verarbeitet in der „Schachnovelle“ die Gräuel des Dritten Reichs. Stilistisch wie sprachlich mitreißend beschreibt er in seinem letzten Werk die Möglichkeit des Geistes das Gefangensein und die Unmenschlichkeit auszuhalten. Die junge Regisseurin Mechthild Harnischmacher arbeitet zum ersten Mal am Landestheater Niederösterreich. Für ihre Arbeit „Ich, Ikarus“ am Wiener Burgtheater wurde sie mit dem STELLA*22 Darstellender.Kunst.Preis als herausragendes Kinderstück ausgezeichnet.
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Pressestimmen
NÖN, 07. November 2022, Florentina Lechner
„Die Grenzen des Spiels und des Lebens verschwimmen oft zur Unkenntlichkeit, doch wenn das Spiel zum Überlebenskampf wird, dann sind beide Bereiche aufs Engste miteinander verwoben – so auch in der „Schachnovelle“ von Stefan Zweig, die in einer Regie von Mechthild Harnischmacher und in der Verkörperung durch Julian Tzschentke die Verknüpfung von Schach und Leben multimodal mit Bewegung, Rhythmik, Tonalität und Lichtspielen ausstellt.”
„Mit Salz und Pfeffer als Requisiten im Schachstil wird von Beginn des Stückes klar, dass die Essenz des Lebens selbst mit dem Schachspiel verschmilzt und bis kurz vor dem Ende des Stücks eng verbunden bleibt.”
„Dieser psychische sowie körperliche Überlebenskampf wird in wilden Bewegungen, die einem Contemporary Dance-Akt gleichkommen und die Seele widerspiegelnden Geräuschproduktionen ausgedrückt und stellt die Affekte multisensorisch aus – eine moderne Literaturadaption also, die voll und ganz auf Emotionen fokussiert.
Durch diese Ausstellung von Affekten und Emotionen in einem Theatermonolog wird das Publikum in die Gefühlswelt des Protagonisten gezogen und die direkten Ansprachen des Schauspielers durchbrechen die „Vierte Wand“. Die einfache und reduzierte Bühnengestaltung mit Tisch, Jacke und Salz- und Pfefferstreuer, der Wechsel zwischen Dunkel und Hell sowie die Ausdrucksstärke des Schauspielers Julian Tzschentke intensivieren diesen Effekt nochmals, indem der Fokus verstärkt auf die erlebte Schreckenserfahrung der sensorischen Deprivation, also des Entzuges von sensorischen Reizen, durch die Nationalsozialisten gelenkt wird.”
„Die Produktion wird nach dieser Premiere auf Anfrage in den Klassenzimmern Niederösterreichs und Wiens zu sehen sein. Und das sollte sich keine Schule entgehen lassen, denn es ist eine bewegende und berührende moderne Adaption von Literatur für das Theater, welche mit verschiedenen künstlerischen Mitteln experimentiert, um innere Welten für das Publikum erfahrbar zu machen.”