Archiv: Drei Schwestern

Landestheater Großes Haus

von Anton Tschechow

Einführung / Kurzbeschreibung

von Anton Tschechow

Moskau! Moskau? Das ist gleichzeitig Geburts- und Sehnsuchtsort der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina. Als Kinder sind sie mit ihrem Vater, einem Brigadekommandanten, und ihrem Bruder Andrej in eine kleine Garnisonsstadt gezogen. Nachdem der Vater verstorben ist, hält die Schwestern nichts mehr. Nur Andrej scheint in der ereignislosen Provinz glücklich zu sein. Er gilt als akademische Hoffnung und hat sich in Natascha, eine junge Frau aus der Umgebung, verliebt. Olga ist Lehrerin geworden und ist von ihren Schülerinnen genauso geplagt wie von ihren ständigen Kopfschmerzen. Mascha hingegen hat früh und enttäuschend geheiratet. Die jüngste Schwester Irina träumt davon, endlich etwas Sinnvolles zu tun. Die Schwestern hoffen auf ein besseres Leben, wenn sie nur endlich zurück nach Moskau zögen! So gleicht ihr Leben in der Provinz einem festen Provisorium. Statt zu handeln und Entscheidungen zu treffen, reden sie am liebsten von einer verheißungsvollen Zukunft oder von längst vergangenen Zeiten ihrer Kindheit in der Großstadt.

Tschechows Figuren sind Vertreter*innen einer bürgerlichen Elite, deren Privilegien und humanistische Bildung nirgendwo hinführen. Angesiedelt in einer Zeitenwende am Ende des Russischen Zarenreichs stecken sie zwischen den Epochen fest und verlieren sich zwischen Resignation und Revolution. Die aufstrebende ungarische Regisseurin Kriszta Székely, die als Hausregisseurin am renommierten Budapester Theater Katona József arbeitet, sucht die Parallelen zum Zustand unserer Gesellschaft: Woher nehmen wir heute die Kraft, auf große gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren? Sind Großstädte wie das historische Moskau, Paris oder London überhaupt noch „Sehnsuchtsorte“? Inwieweit sind wir genauso wie Tschechows Schwestern in unseren kleinen Leben gefangen, unfähig zu handeln und die Wirklichkeit zu ertragen?

Pressestimmen

„Die Zweier-Szenen zwischen Tusenbach und Irina und zwischen Werschinin und Mascha berühren, die Schwägerin Natascha (Marthe Lola Deutschmann), die zunehmend das Regiment im Haus führt, darf richtig fies sein, und Florentin Groll macht aus dem versoffenen Militärarzt Tschebutykin einen Visionär und Zyniker, der sich die Verkleidung eines harmlosen Waldschrats gibt, aber sehr genau mitbekommt, was um ihn herum vorgeht.“  APA

„Kriszta Székely nützt vielen Chancen in ihrer Inszenierung am Landestheater Niederösterreich. Die 39-jährige ausgebildete Ballerina zählt zu den spannenden Theaterleuten der Gegenwart.“ Kurier

„Der Text ist behutsam aktualisiert. Den bei Tschechow zentralen Samowar ersetzt sie durch einen Wasserkocher, Wodka wird einem alten Eiskasten entnommen. Werschinin bildet Piloten aus und muss am Ende für eine ‚militärische Spezialoperation‘ einrücken. Bis dahin vergehen drei fast durchgehend spannende Stunden.“ Kurier

Da stehen echte Tschechow-Figuren auf der Bühne.“ Kurier

Großartig lässt Laura Laufenberg als Irina, die jüngste der drei Schwestern, jede Regung ihrer Figur spüren. Bettina Kerl und Julia Kreusch überzeugen als deren Schwestern Olga und Mascha. Tim Breyvogel kehrt die Schwächen des Werschinin hervor. Florentin Groll nervt gut als betagter Arzt. Florian Carove überzeugt als Andrej, Lennart Preining als Sojonyi.“ Kurier

Regisseurin Kriszta Székely zeigt Anton Tschechows ‚Drei Schwestern‘ als Teil einer gegenwärtigen Gesellschaft unmittelbar vor Kriegsbeginn. Mit schönen Details (...).“ Der Standard

Olgas Gatte Kulygin (Michael Scherff) übertüncht alles und jedes mit furchteinflößend guter Laune und macht sich mit einer hinreißenden Eigeninterpretation des Madonna-Songs ‚Like A Virgin‘ über jeden Zweifel erhaben.“ Der Standard

Der Krieg ist in Kriszta Székelys gelungener Modernisierung der ‚Drei Schwestern‘ in St. Pölten ein schwelender Schrecken im Off.“ Die Presse

Behutsam strafft und modifiziert sie Tschechows Text, um seine Gegenwärtigkeit hervorzuheben: Die kleinbürgerliche Gesellschaft rund um die Geschwister Olga, Irina und Mascha gerät dabei - vor allem dank Bühnenbild und Kostüm, teils auch wegen unaufdringlicher Textadjustierungen - zur modernen Bobo-Mischpoche.“ Die Presse

Laura Laufenberg tanzt und hüpft im Jeanskittel wie Pippi Langstrumpf.“ Die Presse

Sohn Andrej (stilvoll neurotisch: Florian Carove) grämt sich - oder bespringt seine Buhlschaft, Natascha. Marthe Lola Deutschmann legt die strenge Spießbürgerin in spe als zunehmend selbstbewussten Emporkömmling an. Indes kiefeln die spröde Lehrerin Olga (Bettina Kerl) und die gefühlvolle Mascha (intensiv: Julia Kreusch) an Rollenzwängen und Alltagsbanalität. Zu der trägt auch Maschas arglos spießiger Gatte (Michael Scherff) bei; als er nach der Pause Madonnas ‚Like A Virgin‘ ins Mikro haucht, ist das sein emotionaler Höhepunkt. Die übrigen Männer - Tim Breyvogel und Tobias Artner als zwangsoptimistische Schwärmer, Lennart Preining als zorniger Incel - plaudern Dampf und schlagen Schaum. Nur der Arzt Tschebutykin (Florentin Groll, ab Akt drei ein gebrochenes, bärtiges Väterchen) sieht klar.“ Die Presse

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