Interview mit Jazz-Pianistin Johanna Borchert

Johanna Borchert im Gespräch

Was ist los in Theben?

Zwei große Erzählungen der Antike treffen an einem Abend im Zusammenspiel von Musik und Sprache aufeinander.

In der Stadt wütet die Pest, es herrscht Chaos. Mit dem Mord an seinem Vater und der Hochzeit mit der eigenen Mutter hat König Ödipus Schuld auf sich geladen. Verzweifelt sticht sich Ödipus die Augen aus und flieht aus der Stadt. Das hinterlässt ein Machtvakuum für die nächste Generation. Nicht nur seine rivalisierenden Söhne Eteokles und Polyneikes, sondern auch seine Töchter Antigone und Ismene sind überfordert. Die Saga um König Ödipus, der Konflikt zwischen seinem Nachfolger Kreon und seiner Tochter Antigone und das damit verbundene Schicksal Thebens gehört zu den zentralen Mythen der Antike. Die spanische Regisseurin Alia Luque verbindet die beiden sophokleischen Erzählungen „Ödipus“ und „Antigone“. In ihrer Inszenierung befragt sie wesentliche Werte unseres Zusammenlebens neu: Was bedeuten Schuld, Verantwortung und Freiheit des eigenen Willens? Musikalisch getragen wird der Abend von Jazz-Pianistin Johanna Borchert. Sie ist mit dem Ensemble und einem Flügel auf der Bühne und kreiert im Dialog mit Musik und Sprache neue Perspektiven. Borchert wurde 2012 mit dem Neuen Deutschen Jazzpreis und 2015 mit dem Echo Jazz ausgezeichnet.

 

Im Gespräch mit Johanna Borchert:

Wo liegen deine musikalischen Wurzeln? In welchen Genres bewegst du dich?

Ich habe Jazz-Klavier studiert, habe aber zuvor eine klassische Musikausbildung genossen. Jetzt bewege
ich mich in verschiedensten Genres von Avantgarde über Jazz bis hin zur Popmusik, u.a. mit meinen
Bands Schneeweis & Rosenrot und Little Red Suitcase. Zuletzt habe ich drei Solo-Alben veröffentlicht, auf
denen ich auch singe.


Wie findest du mit den Schauspielern auf der Bühne eine gemeinsame Sprache?

Während des Spiels nehme ich den Text der Schauspieler nicht nur inhaltlich sondern auch musikalisch war.
Rhythmus, Dynamik und Ausdruck der Sprache werden zum musikalischen Mitspieler. Jeder Abend
soll einen guten Teil an Improvisation in sich tragen.


Was reizt dich an der Improvisation?

Dass alles im Moment passiert, ähnlich einer Meditation. Man ist konzentriert, wach und total präsent.
Gleichzeitig lässt man aber alles geschehen, ist offen und durchlässig für alle Einflüsse. Das hat sehr viel
Ähnlichkeit zum Schauspiel.


Was wird uns bei Ödipus/Antigone musikalisch erwarten?

Ich habe meinen ganzen musikalischen Hintergrund, all die Genres in denen ich mich bewege, zur Verfügung.
Ich will den Abend so divers wie möglich gestalten, mit vielen Facetten. Ich werde Klavier spielen,
singen, aber auch mit Elektronik und Effekten arbeiten. Der Flügel, der zentral auf der Bühne platziert
sein wird, soll auch als möglichst vielfältiges Instrument behandelt werden. Ich werde also nicht nur auf
den Tasten spielen, sondern auch die Materialien wie die Saiten und den Rahmen so variabel wie möglich nutzen.


Gibt es Vorlagen/Inspirationsquellen auf die du dich stützen wirst?

Ich versuche in jede Vorstellung so frei wie möglich zu gehen und mich total vom Moment inspirieren zu
lassen. So soll jeder Abend etwas ganz Eigenes und Spezielles bekommen.

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