Archiv: Der gute Mensch von Sezuan

von Bertolt Brecht
Musik von Paul Dessau

Einführung / Kurzbeschreibung

von Bertolt Brecht
Musik von Paul Dessau

Die Schöpfung der Welt scheint nicht vollends geglückt zu sein. Ungerechtigkeit, Armut und Unterdrückung beherrschen die Welt. So beschließen drei Götter, sich auf den Weg hinunter zur Erde zu machen. Auf der Suche nach gutherzigen und hilfsbereiten Menschen begegnen sie in Sezuan der armen Straßenprostituierten Shen Te. Sie ist die Einzige, die den drei Fremden ein Dach über dem Kopf anbietet. Zum Dank schenken die Götter Shen Te das Startkapital für einen kleinen Tabakladen.
Doch kaum hat sie das Geschäft eröffnet, wollen hilfsbedürftige Nachbarn, Verwandte und Freunde an ihrem kleinen Gewinn teilhaben. Sie alle bereichern sich auf ihre Kosten, wie auch der arbeitslose Flieger Sun, in den sich Shen Te verliebt und für den sie sich in Schulden stürzt. In ihrer Not erfindet Shen Te sich eine zweite Persönlichkeit und schlüpft in die Rolle des gewissenlosen Vetters Shui Ta. Unter seiner ausbeuterischen Führung wächst der Tabakladen zu einem Großkonzern.

Peter Wittenberg, der u.a. am Burgtheater, am Landestheater Linz und am Theater in der Josefstadt inszenierte, wird Brechts 1940 im Exil fertig gestelltes Parabelstück auf seine Gültigkeit hin überprüfen: Kann der Mensch in einer Welt, die nach den Maximen des Kapitalismus und des Konsums funktioniert, das Gute bewahren? Bedeutet ein Leben im Wohlstand immer ein Leben auf Kosten anderer? „Der gute Mensch von Sezuan“ ist märchenhaft und heiter, aber auch schonungslos. Am Ende verweigert Brecht eine Antwort. „Verehrtes Publikum, los, such dir selbst den Schluss! Es muss ein guter da sein, muss, muss, muss.“

Als Gäste im Ensemble sind die gefragte junge Filmschauspielerin Lili Epply als Shen Te und der bekannte Film- und Theaterschauspieler Stefano Bernardin als Yang Sun erstmals am Landestheater Niederösterreich zu sehen.

TRAILER

 

PRESSESTIMMEN

„Peter Wittenberg hat dieses Lehrstück in St. Pölten menschlich-ironisch und leicht apokalyptisch inszeniert, aber nicht allzu scharf, wie die Premiere am Samstag zeigte. Wasser in Plastikflaschen symbolisiert verschwendete Ressourcen, Dauerregen wohl den Klimawandel. Es fehlt in dieser zweieinhalbstündigen Aufführung (mit Pause) auch nicht ein Beigeschmack an Melancholie, der durch Bernhard Moshammers musikalische Begleitung gefördert wird. Er improvisiert zu den Szenen auf der E-Gitarre, manchmal gibt es Songs von Paul Dessau.
Eine schöne Gesamtleistung des Ensembles: Lili Epply rührt als helfend-hilflose Heldin (als Vetter fehlt ihr die Brutalität). Tim Breyvogel trifft den geschäftigen und referierenden Wang gut. Die übrigen toben sich in Mehrfachrollen aus. Tobias Artner, Bettina Kerl und Tobias Voigt beginnen als herrische Götter, die am Ende ratlos abtauchen. Zudem sind sie auch korrupte Beamte, aasige Geschäftsleute und ebenso rücksichtsloses Prekariat. Diese beinharte Gesellschaft wird durch Josephine Bloéb und Stefano Bernardin überzeugend ergänzt. Hier agieren lauter geschickte Verwandlungskünstler. Sie steigern sich besonders artistisch in einer Schlüsselszene: Shen Te ist pleite, der Laden ist weg. Wieder muss sie als Shui Ta aufräumen. Der zwingt all jene, die zuvor die Kleinunternehmerin schamlos ausgenützt haben, zur Arbeit in ihrer größeren Firma für Tabakerzeugung, die allerdings auf Schiebereien, Erpressung und Betrug gründet. Da wird mit Ballen hantiert wie auf dem Fließband, bis zur Erschöpfung. Das Publikum kann sich entscheiden: Endlich geht was weiter. Oder auch: Alles bleibt doch, wie es immer war.“ DIE PRESSE

„Ein an Episoden überreiches Drama mit Musik, in dem viel Wort heute nur mehr papiern raschelt, ist reduziert auf publikumsfreundliche Länge. Lauter Applaus für das Spektakel.“ WIENER ZEITUNG

„Die Landesbühne Niederösterreich eröffnete die Spielzeit 2018/19 mit der Premiere von Bertolt Brechts Der gute Mensch von Sezuan. Mit Regenfall und E-Gitarrenklängen wird dabei eine düstere Atmosphäre geschaffen, die das karge Bühnenbild weiter unterstreicht: Die Armut der Figuren ist es, die einem visuell und auditiv nähergebracht wird.
Atmosphärisch stark und mit starken Schauspiel erzählt das Landestheater Niederösterreich Brechts Klassiker. Toller Saisonbeginn!“ Neue Wiener*

"So regt es zum Nachdenken an über den Kapitalismus, darüber wozu Menschen in der fähig sind, und über die Auswirkungen der sozialen Umgebung auf den einzelnen Menschen.
Ein großartiges Ensemble, das sich von der klugen Regie Peter Wittenbergs überzeugen ließ und gemeinsam zu beeindruckenden Bildern aufläuft." Kronen Zeitung

"Die Welt muss veränderbar sein! Das Unterfangen ist kein leichtes, geht es doch um den politisch ausgereizten Begriff des Gutmenschen. Ein gut eingespieltes Ensemble steht auf der Bühne. Allen voran Lili Epply, die als Prostituierte und spätere Tabakwarenhändlerin Shen Te genauso überzeugt wie ihr „alter ego“ in der Hosenrolle als Shiu Ta. Von ihren Freunden "Engel der Vorstadt" genannt, wird ihre Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt, so auch von ihrem Geliebten, dem arbeitslosen Flieger, von dem sie ein Kind erwartet. Tobias Voigt in seiner Rolle ganz sarkastisch: „Am Sankt Nimmerleinstag wird die Erde zum Paradies." Volles Haus, viel Applaus." momag

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