Archiv: Erleichterung

Landestheater Großes Haus

Ein Theaterprojekt von Árpád Schilling
Co-Autorin Éva Zabezsinszkij
Deutsch von Anna Lengyel

Uraufführung

Einführung / Kurzbeschreibung

Ein Theaterprojekt von Árpád Schilling
Co-Autorin Éva Zabezsinszkij
Deutsch von Anna Lengyel
Uraufführung

Im Gedenken an ANNA LENGYEL, die am Donnerstag, 15.4.2021 den Kampf gegen ihre schwere Erkrankung im Alter von 51 Jahren leider verloren hat, zeigen wir ERLEICHTERUNG von Árpád Schilling erneut als Online-Stream.

ONLINE STREAM: 23. April ab 19.30 Uhr (frei für 48 Stunden, automatische Freischaltung ohne Anmeldung)

In seinem neusten Stück gehen der ungarische Regisseur Árpád Schilling und seine Co-Autorin Éva Zabezsinszkij der Frage nach, wie wir unsere in Krisenzeiten vielfach beschworenen „westlichen Werte“ verteidigen können, wenn wir sie selbst nicht leben. Konsequent verortet im Hier und Jetzt, mit präzisem Blick und schwarzem Humor, sucht Schilling das Politische im Privaten anhand der Geschichte einer österreichischen Familie aus dem privilegierten Bürgertum:

 Felix hat eine Krise. An seinen ersten literarischen Erfolg versucht der 51-jährige Schriftsteller seit Jahren vergeblich anzuknüpfen – und seit neustem leidet er obendrein unter Schreibblockaden und absurden Alpträumen von einem Plumpsklo am Berghang. Seine ungleich erfolgreichere Frau Regina, linksliberale stellvertretende Bürgermeisterin einer österreichischen Kleinstadt, hat derzeit andere Sorgen, denn eine vor Jahrzehnten mühsam erkämpfte Unterkunft für Flüchtlinge wird neuerdings von der Bevölkerung und politischen Gegnern in Frage gestellt. Weder Tochter Johanna, die mit Anfang 20 zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt ihre rebellische Phase entdeckt, noch Felix' korrupter und dabei stets gut gelaunter Vater Wolfie, der an der Stelle des Flüchtlingsheims am liebsten ein Sportzentrum errichten würde, sind dem Paar eine Stütze. Als sich Felix schließlich auf der Suche nach der Ursache seiner Schaffenskrise einem längst verdrängten, düsteren Geheimnis aus der Vergangenheit stellt, beginnt ein gefährliches Spiel.

Formal schnörkellos, dabei von ungeheurer Intensität, Tiefe und erzählerischen Dichte – das macht das außergewöhnliche Theater des 1974 in Ungarn geborenen Regisseurs Árpád Schilling zu einer seltenen und herausragenden Form zeitgenössischer darstellenden Kunst. Während Schilling in seiner Heimat aufgrund seines gesellschaftspolitischen Engagements und seiner unerschrockenen Zivilcourage von Teilen der Regierung öffentlich als „potentieller Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“ bezeichnet wird, findet er in der freien Szene Ungarns sowie im Ausland mit seiner politischen und radikalen theatralen Handschrift große Beachtung: Seine vielfach preisgekrönten Inszenierungen liefen an renommierten Häusern wie dem Burgtheater, der Schaubühne Berlin oder der Bayerischen Staatsoper, 2009 erhielt Schilling den Europäischen Theaterpreis für Neue Realitäten im Theater. Nun inszeniert der Ausnahmekünstler zum ersten Mal am Landestheater Niederösterreich – eine bislang einzigartige Premiere.

TRAILER

 

Podiumsdiskussion:
Wie gefährlich ist die Kunst?

Die Freiheit der Kunst gehört neben dem Recht auf freie Meinungsäußerung zu einem der zentralen Grundpfeiler liberaler Demokratien. Dennoch wird diese Freiheit regelmäßig in Frage gestellt – ob seitens der Politik, der Religion oder anderer Teile der Gesellschaft. In Ländern wie der Türkei, Russland oder China werden Künstler gar inhaftiert oder unter Hausarrest gestellt. Doch welche Gefahr geht tatsächlich von der Kunst aus? Und worin besteht diese Gefahr? Hat Kunst überhaupt das Potential, Gesellschaft zu verändern und ihr so, je nach Perspektive, „gefährlich“ zu werden?

Anlässlich der Produktion „Erleichterung“ des Regisseurs Árpád Schilling, der aufgrund seines politischen Engagements in seiner ungarischen Heimat von Teilen der Regierung jüngst zum „potentiellen Vorbereiter staatsfeindlicher Aktivitäten“ erklärt wurde, lädt das Landestheater Niederösterreich zur Diskussion. Unter der Moderation von ORF-Journalistin Katja Gasser diskutieren Árpád Schilling, die Schriftstellerin Stefanie Sargnagel und Philosophin und Publizistin Isolde Charim über die Freiheit und Grenzen der Kunst.


Der Eintritt ist frei, um Anmeldung wird gebeten.

Sa, 17.02.18 18.00 Uhr (im Anschluss an die letzte Vorstellung von "Erleichterung")

PRESSESTIMMEN

"Herausgekommen ist ein bitterböses, treffsicheres und kluges Fünfpersonenstück, das gekonnt mit Klischees spielt. Am Freitagabend erzielte "Erleichterung" einen beachtlichen Publikumserfolg." APA/Salzburger Nachrichten

"Seine eigenen emotionale Ausbrüche halten die vom NÖ Landestheater bei Árpád Schilling und Éva Zabezsinszkij bestellte Fünf-Personen-Konversation "Erleichterung" in Spannung." Wiener Zeitung

"Ein beherztes Ensemble formt da Schilllings Theatertext, der an die Nieren geht und keine Selbstgewissheit in der eigenen Blase zulässt. Den Wohlmeinenden wird der Spiegel vorgehalten, in dem man sich als Feigling erkennt und unbequeme Fragen nach der eigenen Zivilcourage zulassen muss." Tiroler Tageszeitung

"Ein Stück des Jahres. Dieses intelligent konstruierte, schlanke Dialogstück ist so etwas wie das Stück zur Stunde, da "christliche Werte" wieder gern im Mund geführt werden, bizarrerweise als Instrument zur Abgrenzung. Wie die sachlich-kühl montierten Filme Rainer Werner Fassbinders (und ihre zentrale Behauptung: Das Private ist politisch) legt Erleichterung ebenso mühelos zwischen einer Handvoll Leuten sämtliche Bruchlinien frei, die unser Zusammenleben heute wieder verstärkt durchziehen, und Schuld- bzw. Verantwortungszusammenhänge offen.
Das Probenkonzept des in seiner Heimat Ungarn übrigens als Staatsfeind gebrandmarkten Regisseurs Árpád Schilling (der STANDARD berichtete) ging voll auf: Scharfe Schauspielerarbeit, die Szenen knistern, und sie führen immer wieder zu Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt. Dieses scharfsinnige Gesellschaftsdrama könnte ein Stück des Jahres werden." Margarete Affenzeller, DER STANDARD

"Die Masken fallen – kein Schwarz oder Weiß, nur noch eine unheimliche Grauzone. Der Abend wird immer grotesker – und besser. Großer Applaus für ein tolles Ensemble und die konsequente Regie." Die Presse

"In diesem Fall eine Familiengeschichte. Das Politische im Privaten. Schilling zeigt, wie dünn der Firnis von Zivilisation und Zivilcourage ist, von dem wir uns zum ersten so gut geschützt, zur zweiteren so kämpferisch bereit fühlen. Er zeigt, wie schnell im Zweifelsfall eine gutbürgerliche Fassade bröckelt, und wie schnell sie sich neu verputzen lässt. Eine messerscharfe Analyse. Schwarzer Humor. Die Gesellschaftsschelte sitzt diesmal in den eigenen Knochen." Mottingers-Meinung.at

"Eine österreichische bürgerliche Familie wird dargestellt, wie sie in fast jedem anderen europäischen Land ebenso anzutreffen sein könnte. Da gibt es keine billigen aktuellen Anspielungen, wird nichts breit ausgewalzt und zeigefingernd in Schwarzweiß kommentiert, und doch werden das Politische im Privaten und das grausam erbärmliche Scheitern ethischer Ansprüche mitten im Alltag verdeutlicht.
Der ungarische Autor und Regisseur, in seiner ungarischen Heimat zum Staatsfeind gestempelt, hat in St. Pölten mit dieser vielschichtigen Parabel über den Zusammenhang von Politik und Privatheit für eine der spannendsten und gesellschaftlich relevantesten Produktionen der letzten Jahre gesorgt." Kleine Zeitung

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