münchhausen
Landestheater Großes Haus
von Armin Petras
Gastspiel Deutsches Theater Berlin
Eine Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
Österreich-Premiere
© Arno Declair
Ein Schauspieler steht auf der Bühne. Allein. Er wartet auf einen Kollegen, der längst da sein sollte. Also beginnt er zu improvisieren, über seinen Beruf und das Theater. Was darf ein Schauspieler, was muss ein Schauspieler leisten? Welche Rolle spielt dabei das Publikum, welchen Einfluss hat der Regisseur? Der Schauspieler nimmt sich kein Blatt vor den Mund, wagt philosophische Exkurse und plaudert unverhohlen aus dem Nähkästchen über Theaterinterna. Wo wohl der Kollege bleibt?
Mit Leben und Person des historischen Münchhausen hat das Stück, in dem Milan Peschel dramatische Variationen zu Schauspielerberuf und -berufung ausspinnt, eigentlich nichts zu tun. Allerdings pendelt das öffentliche Ansehen für den Berufsstand des Schauspielers heute wie damals irgendwo zwischen einem „Aus dem ist nichts Richtiges geworden“ und einem „Der kann ja alles herbeiphantasieren“ – so gesehen ist Baron von Münchhausen nicht der schlechteste Namenspatron für diese heitere Studie über den Schauspieler als Künstler und Mensch. In der Inszenierung von Jan Bosse wurde der geisteswitzsprühende Monolog zum Heidelberger Stückmarkt eingeladen.
„münchhausen“: ein Schau-Spiel über den Narr um des Theaters willen. Aber der Abend ist mehr als eine Putzigkeit. Er ist unerhört mutig, weil nicht durch die üblichen Reflexionsseile abgesichert. Peschel spielt Peschel als einen, der sich selbst nicht über den Weg traut. Kurze Blicke, kleine Pausen – sie machen, dass die Inszenierung kippt. Sie wird zum Strudel, sie reißt einen auf ungesichertes Gelände.
Berliner Zeitung
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